Wolfskönigin
(By Isabell Schmitt-Egner) Read EbookSize | 28 MB (28,087 KB) |
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Author | Isabell Schmitt-Egner |
„Knapp daneben. Ich bin deine Verlobte.“
Der reiche Bauer Heinrich gibt seine Pflegetochter Elsea an den Grafen Scheynthal weiter - als Braut für seinen Sohn Arthur. Fast sofort bereut der Graf diesen Handel, denn Elsea ist nicht das fügsame Mädchen, das ihm versprochen wurde ...
»Wahre Worte, mein lieber Graf«, sagte ihr Pflegevater nun. »Elsea ist eine Schönheit. Ich bin sicher, sie wird sich sehr über unsere Übereinkunft freuen.«
Elsea blinzelte. »Worüber freue ich mich sicher sehr, Vater? Ich bin überaus gespannt.«
»Der Graf ist hier, um dich mitzunehmen. Du wirst die Frau seines Sohnes, Arthur von Scheynthal. Deine Schwester wird Königin und du die Frau eines Grafen. Besser kann es für dich nicht laufen. Was sagst du, mein Kind?«
»Kein Interesse.«
»Wie bitte?«, fragte ihr Pflegevater.
»Bitte richtet Eurem Sohn meine herzlichen Grüße und mein aufrichtiges Bedauern aus.« Elsea schenkte dem Grafen einen Augenaufschlag und strebte dann Richtung Tür. Das würde ein Nachspiel haben. Es ging ja wohl nicht an, dass sie hinter ihrem Rücken über ihr Leben entschieden! Sie lief in die Küche und stellte das Tablett unsanft auf einem der Arbeitstische ab, sodass der Küchenjunge und Begina aufsahen.
»Sollten die Herrschaften weitere Getränke wünschen, bringt sie bitte selbst hinein. Ich mache einen Ausflug.« Schwungvoll drehte sie sich um und prallte gegen eine breite Männerbrust. Das Nächste, was sie fühlte, war der starke Griff ihres Pflegevaters an ihrem Arm, der sie den kleinen Flur neben der Küche entlangzerrte.
»Was soll das, Vater? Seid ihr alle verrückt geworden?«
Ihr Pflegevater antwortete nicht, sondern zog sie mit sich, bis sie beide in der Speisekammer standen.
»Was tun wir hier, verdammt noch mal?«
»Hör auf zu fluchen, Elsea! Das bringt Unglück!«
»Weißt du, was Unglück bringt? Wenn man mich einfach an einen Unbekannten verschachern will!«
»Das ist eine einmalige Gelegenheit! Was willst du denn tun, wenn deine Schwester am Königshaus ist? Hier im Dreck mit Hunden spielen? Dein Leben lang?«
»Das klingt großartig!«, rief Elsea. »Fabelhaft! Darf ich die Hunde selbst aussuchen? Ich hätte gern ein gemischtes Rudel!«
»Ich diskutiere das nicht mit dir. Ich habe dich aufgenommen und wie eine Tochter gehalten und jetzt ist es Zeit, dass …«
»… du das Geld für mich zurückbekommst, das ich dich gekostet habe? Wie viel zahlt er dir? Wie viel?«
»Das geht dich nichts an«, sagte er, und Elsea musste schlucken. Hatte sie doch einen Moment damit gerechnet, dass er dementieren und ihr wenigstens sagen würde, dass der Graf ihn nicht dafür bezahlte. Dass ihr Pflegevater sie nicht … verkaufte?
Sie presste die Hände an die Schläfen und schloss kurz die Augen.
»Also das ist wirklich dein Ernst, ja? Dann weißt du sicher, was ich …«
Die Tür fiel zu und Elsea riss die Augen auf. Sie sprang nach vorne, zog an dem schweren Eisenring, aber er gab nicht nach.
»Was soll das? Mach sofort auf!« Elsea schlug gegen die Tür. »Aua.« Sie schüttelte ihre Hand. »Verfluchtes tausend Jahre altes Eichenholz.«
****
»Ich müsste etwa achtzehn Jahre alt sein, was niemand weiß, da niemand meinen Geburtstag kennt. Mich hat man irgendwann irgendwo gefunden und mitgenommen. Meine Eltern sind ganz sicher tot. Ich war schon als Kind schwierig und keiner wollte mich haben, nicht zuletzt der gute Bauer Heinrich. Meine Pflegeschwester heiratet den Kronprinzen, und ich bin zur Hochzeit eingeladen. Hmmmm … was noch? Ich kann Bogenschießen, reiten, Männer verprügeln und viel essen.«”