“Book Descriptions: Die in Bayern geborene Hamburgerin Noah Sow hat die Nase voll von den alltäglichen Rassismen, mit denen sie sich als Schwarze permanent konfrontiert sieht. Vieles von dem, was die Autorin beklagt, mag, für sich genommen, harmlos erscheinen. Bei genauer Betrachtung und erst recht in der Summe, sind die vielen kleinen, oft unbewusst stigmatisierenden Etikettierungen für alles, was nicht der offenbar vorherrschenden Vorstellung von dem entspricht, was man als „deutsch“ empfindet, aber tatsächlich eine Zumutung. Das fängt schon damit an, dass man jemanden als „farbig“ bezeichnet, geradeso als sei "weiß quasi der ,Normalzustand', die ,Ausgangsposition', und als sei ein ,Farbiger' sowas wie ein ,angemalter' oder ,eingefärbter' Weißer". Und wer sich bewusst macht, dass der Ausdruck „Mulatte“ dem spanischen "Mulo" (der Mischung aus Esel und Pferd -- zu deutsch: Maultier) entlehnt ist, wird diesen Ausdruck wohl besser aus seinem Wortschatz streichen.
Überhaupt: Sprachliche Ungenauigkeiten wie diese, zeigt sich Sow mit guten Gründen überzeugt, helfen mit, „den rassistischen Status quo zu erhalten“. Um den Rassismus zu überwinden müsse man ihn deshalb auch beim Namen nennen und etwa auch rassistische Straftaten als ebensolche bezeichnen -- und nicht als "ausländerfeindlich", "fremdenfeindlich" oder "rechtsradikal".
Anhand zahlreicher Beispiele zeigt Sow, wie hartnäckig sich koloniale Vorurteile gegenüber Schwarzen halten. Quer durch sämtliche Medien steht das Schwarze -- und sei es "nur" im Subtext -- immer wieder für "brutal, böse, dämonisch", das Weiße aber für "harmlos, gut, moralisch". Doch nicht nur solche Etikettierungen prangert Sow an -- auch gut gemeinte Kampagnen, die Schwarzen per se Hilfsbedürftigkeit unterstellen, offenbaren bei genauer Betrachtung einen unbewussten Rassismus und belegen, wie tief das Ressentiment tatsächlich verwurzelt ist. Wer seinen Blick durch die Lektüre dieser Bestandsaufnahme geschult hat, der wird mit Schrecken erkennen, dass die wütende Klage, die die Autorin führt, nur zu berechtigt ist. Unbedingt lesenswert! -- Andreas Vierecke, Literaturanzeiger.de