“Book Descriptions: Ostdeutsche Provinz Anfang 1990. "Es war einfach nicht die Zeti dafür. Fünf Tage mit dem Bus: Venedig, Florenz, Assisi. Für mich klang das alles wie Honolulu. (...) In den dunkelgrünen Koffer packten wir unsere Sachen, in die schwarzrot karierte Tasche Besteck, Geschirr und Proviant: Wurst- und Fischkonserven, Brot, Eier, Butter, Käse, Salz, Pfeffer, Zwieback, Äpfel, Apfelsinen und je eine Thermoskanne Tee und Kaffee. (...) Sie müssen mal versuchen, sich das vorzustellen. Plötzlich ist man in Italien und hat einen westdeutschen Paß. Man befindet sich auf der anderen Seite der Welt und wundert sich, daß man trinkt und ißt und atmet und einen Fuß vor den anderen setzt, als wäre das alles selbstverständlich." Mit einer Pauschalreise zur "anderen Seite der Welt" beginnt das zweite Buch des Berliner Autors Ingo Schulze, der im Jahr 1995 für sein Debüt 33 Augenblicke des Glücks vielfach gelobt und ausgezeichnet wurde. Mit seinem lakonischen, gänzlich unpathetischen Stil an die Tradition der amerikanischen Short Story um Cheever, Carver und Ford anknüpfend, erzählt Schulze scheinbar einfache Geschichten — was den Bewohnern der ostthüringischen Kleinstatdt Altenburg, eines in der DDR verfallenen architektonischen Kleinods inmitten von Uran- und Kohleabbau, in diesen "Simplen Storys" widerfährt, erschient auf den ersten Blick nicht weiter ungewöhnlich. Und doch offenbart sich in den vielen kleinen Alltagssbegebenheiten das Zusammenstürzen einer ganzen Welt, jener dramatische Bruch, der sich nach 1990 durch so viele ostdeutsche Biographien zieht.” DRIVE